Inklusion ist ein Gewinn für alle! - Chancen einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe

Bericht über die Hauptausssitzung und Mitgliederversammlung 2023 des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e. V. 

Am 20. September 2023 fand die Hauptausschusssitzung und Mitgliederversammlung des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e. V. in Potsdam statt. 150 Mitglieder und Gäste folgten der Einladung in den Brandenburgsaal der Staatskanzlei des Landes Brandenburgs. Thematisch standen die Sitzungen unter der Überschrift "Inklusion ist ein Gewinn für alle! – Chancen einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe". Neben den Vereinsregularien wurde zum 9. Mal der Cäcilia-Schwarz-Förderpreis für Innovation in der Altenhilfe vergeben.

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Beim Empfang am Vorabend der Hauptausschusssitzung und Mitgliederversammlung richtete sich Ursula Nonnemacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg, mit einem Grußwort an die Gäste und hieß sie in Potsdam herzlich Willkommen .

Hauptausschusssitzung

Auf der Tagesordnung der Hauptausschusssitzung standen die Jahresrechnung und der Prüfbericht 2022. Mit 100 % Zustimmung wurde der Jahresabschluss 2022 festgestellt und das Präsidium entlastet. Als weiterer Punkt fanden die Wahlen zum Wahlausschuss aus den Reihen des Hauptausschusses statt. Alle fünf vorgeschlagenen Mitglieder sowie die drei vorgeschlagenen Ersatzmitglieder wurden mit großer Mehrheit gewählt.

Im Rahmen der Sitzung wurde Uwe Lübking, Beigeordneter des Deutschen Städte- und Gemeindetags, als Vizepräsident verabschiedet. Präsidentin Dr. Irme Stetter-Karp würdigte sein 28-jähriges Engagement in verschiedenen Gremien des Deutschen Vereins.

Mit großer Mehrheit wählten die Mitglieder des Hauptausschusses Dr. Irene Vorholz, Beigeordnete des Deutschen Landkreistag, zur Vizepräsidentin.

Mitgliederversammlung

Das fachliche Thema der Mitgliederversammlung stand unter dem Motto „Inklusion ist ein Gewinn für alle! – Chancen einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe“. Eine gleichberechtigte Teilhabe aller zu ermöglichen, ist ein unverzichtbares Ziel für unsere Gesellschaft und gelebte Inklusion. Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg wurde durch das Bundesteilhabegesetz von 2016 gelegt, mit dem die Eingliederungshilfe zu einem modernen Teilhaberecht weiterentwickelt wurde. Ein weiterer Schritt folgte mit dem 2021 in Kraft getretenen Kinder- und Jugendstärkungsgesetz, welches die Voraussetzungen für eine bessere Teilhabe von jungen Menschen mit Beeinträchtigung und deren Familien an den Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe geschaffen hat. Darin angelegt ist auch eine insgesamt inklusive Ausgestaltung des Kinder- und Jugendhilferechts bis zum Jahr 2028. Auf diesem Weg ist eine strukturelle und fachliche Weiterentwicklung auf der Seite der öffentlichen und freien Träger beider Rechtskreise essenziell. Mit einer umfangreichen Verwaltungsreform müssen Strukturen geschaffen werden, die im weitesten Sinne barrierefrei sind und es ermöglichen, Inklusion zu leben, und damit auch Vorbild für andere Systeme sein können. Dabei ist es hilfreich, sich als lernende Systeme zu verstehen und zu begegnen und somit voneinander zu profitieren. Für eine gelingende Umsetzung braucht es ausreichend und gut qualifizierte Fachkräfte verschiedener Professionen – eine besonders große Herausforderung angesichts des bereits bestehenden Fachkräftemangels. Die Aufgabe ist dabei nicht nur, Fachkräfte zu gewinnen, sondern diese im System zu halten und für die neuen Anforderungen zu qualifizieren. Nicht zuletzt muss beleuchtet werden, ob und wenn ja, wie das Zusammenspiel im Mehrebenensystem zwischen Bund, Ländern und Kommunen sowie der freien Wohlfahrtspflege neu austariert werden muss und welche Voraussetzungen welche Ebene erbringt, damit Inklusion gelingt. Am Beispiel der Umsetzung einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe wurden Lösungen für die zahlreichen Herausforderungen diskutiert und Gelingensbedingungen für die inklusive Ausgestaltung identifiziert.

Michael Ranft, Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz, begrüßte die Teilnehmenden in Vertretung des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg. In seinem Grußwort würdigte er die Arbeit des Deutschen Vereins.

Die Journalistin und Filmemacherin Tabea Hosche eröffnete eindrücklich und berührend ihre Erfahrungen als Mutter mit einem geistig und körperlich beeinträchtigten Kind. Ihre These: „Eltern sind zwar keine fachliche Expert/innen, aber sie sind Expert/innen für ihre Kinder. Sie wollen in der Zusammenarbeit mit Fachleuten erleben, dass sie ernst genommen werden und auch bei unterschiedlichen Sichtweisen als gleichwertige Dialogpartner akzeptiert und ihre Lebensleistung wertgeschätzt werden.“

Prof. Dr. Albrecht Rohrmann, Professor für Sozialpädagogik mit den Schwerpunkten soziale Rehabilitation und Inklusion an der Universität Siegen, nahm eine wissenschaftliche Einordnung des Themas vor. In seinem Vortrag „Etappen auf dem Weg zu einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe“ formulierte Handlungsansätze. Es sollten Lernprozesse in der sozialräumlichen Perspektive ermöglicht werden. Inklusion sollte als Impuls zur Organisationsentwicklung in Jugendämtern und bei freien Trägern verstanden werden. Die partizipative Jugendhilfeplanung in Verbindung mit kommunaler Inklusionsplanung sollte neu belebt und die Ansätze für eine inklusive Hilfeplanung mit allen Akteuren gemeinsam entwickelt werden.
 

Berichte aus der Praxis

Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V., betonte, dass aus den beiden Systemen, der Kinder- und Jugendhilfe zum einen und der Eingliederungshilfe zum anderen, neue Ansätze entwickelt werden müssten.

Die Moderatorin Dörthe Maack und Prof.Dr. Jeanne Nicklas-Faust, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. sind im Gepräch.

Im Gespräch mit der Moderatorin Dörte Maack stellte Martin Albinus, Leitung des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie in der Stadt Braunschweig, den bereits beschrittenen Weg zu einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe vor. 

Die Moderatorin Dörte Maack ist im Gespräch mit Martin Albinus, Leitung des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie in der Stadt Braunschweig.

Podiumsdiskussion

Die Diskussion verdeutlichte, dass der Weg zu einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe noch zahlreiche Herausforderungen hat.

Foto v.l.n.r. Stefan Hahn, Beigeordneter des Deutschen Städtetags, Dirk Lewandrowski, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Träger der Sozialhilfe und Eingliederungshilfe, Dr. Heike Schmid-Obkirchner, stellv. Unterabteilungsleiterin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Moderatorin Dörte Maack, Michael Ranft, Staatssekretär MSGIV) Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust, Geschäftsführerin Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. und Präsidentin Dr. Irme Stetter-Karp.

Cäcilia-Schwarz-Förderpreis für Innovation in der Altenhilfe

In diesem Jahr wurde der Cäcilia-Schwarz-Förderpreis für Innovation in der Altenhilfe an zwei Preisträgerinnen verliehen. Dr. Julia Schneider hat sich in ihrer Dissertation mit der Situation in den Notaufnahmen der Krankenhäuser auseinandergesetzt, wenn Menschen mit Demenz behandelt werden müssen. Ausgezeichnet wurde ebenfalls Heike Kautz mit ihrer Arbeit zum Thema assistierter Suizid und Alter – ein wichtiges gesellschaftliches Thema, das insgesamt noch mehr Aufmerksamkeit bedarf. Und ein wichtiger Beitrag für den gesellschaftlichen Diskurs ist. Schirmherrin ist Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Laudatio von Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff

v.l.n.r.: Andreas Schulze, Leiter Abteilung Demographischer Wandel, Ältere Menschen im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff, Mitglied im Kuratorium des Cäcilia-Schwarz-Förderpreises, Dr. Julia Schneider, Heike Kautz, Vorstand Michael Löher, Präsidentin Dr. Irme Stetter-Karp

Bericht aus der Arbeit des Deutschen Vereins und Wahlen zum Hauptausschuss

Vorstand Michael Löher berichtete aus der Arbeit und zur wirtschaftlichen Lage des Deutschen Vereins 

Bericht

 

Vorstand Michael Löher steht am Rednerpult und hält eine Rede.

Bei den Vereinsregularien stand die Wahl der Hauptausschussmitglieder auf der Tagesordnung. Alle 115 Kandidatinnen und Kandidaten wurden gewählt. Wir gratulieren und bedanken uns für das Engagement im Deutschen Verein!

Zu den Hauptausschussmitgliedern

Katja von Damaros, die Vorsitzende des Wahlausschusses, führt durch die Wahlen.